Bosch Rexroth, Horb
Aktiv in der IG Metall
Interview mit Dieter Dittmann zu seinen Erfahrungen im Homeoffice
Was für eine Tätigkeit übst Du im Betrieb aus?
Ich bin als Entwicklungsingenieur im Versuch tätig. Dort betreue ich den Motorenprüfstand P7.
Schon mal Homeoffice gehabt?
Nein, während der Corona-Hochphase hatte ich zum ersten Mal Homeoffice.
Welche Erfahrungen hast Du mit Homeoffice gemacht?
Mein erster Gedanke war, toll, das ist ja wie Urlaub. Die ersten paar Tage ging ich das Thema Homeoffice auch ziemlich lässig an. Ich stand recht spät auf und habe mir einfach sehr viel mehr Zeit gelassen als sonst, wenn ich zur Arbeit ins Geschäft gehe. Doch recht schnell habe ich festgestellt, die Uhren ticken zu Hause genauso wie im Geschäft. Wenn ich spät anfange, habe ich spät Feierabend. Ich hatte in den ersten Tagen gefühlt weniger vom Tag, als wenn ich im Geschäft bin. Zu Hause wird über den Tag verteilt doch das eine oder andere erledigt, das nicht zur Arbeit zählt. Das hängt man dann abends eben ran. Gewöhnlich kann man dann später Feierabend machen, als am Morgen gedacht. Das war für mich ein Lernprozess. Erst als ich meinen Arbeitstag genauso wie im Geschäft strukturiert habe, gab es dann auch früher Feierabend.
Wie waren die virtuellen Konferenzen?
Positiv habe ich für mich den verstärkten Umgang mit Skyp erlebt. Man hat doch erfahren, dass es nicht unbedingt notwendig ist, an einem Ort mit vielen anderen präsent zu sein und dort eine Sitzung abzuhalten. Man hat gelernt, dass es problemlos mit Skype funktioniert auch längere Sitzungen abzuhalten und dabei zu präsentieren. Ich zumindest mache das jetzt verstärkt im Geschäft. Wenn man sich früher an einem Arbeitsplatz verabredet hat und sich die Leute um einen Bildschirm gedrängt haben, funktioniert das heute mehr auf Zuruf. Man ruft an und zeigt schon am Bildschirm die neuesten Ergebnisse. Das läuft heute sehr viel flüssiger und lebendiger als vor Corona.
Haben dir deine Arbeitskollegen gefehlt?
Der Mensch ist ja von Haus aus ein soziales Wesen. Die Kontakte zu anderen Menschen sind einfach wichtig. Wenn dann von jetzt auf nachher die komplette Schiene Arbeitskollegen wegfällt, spürt man das über die Länge der Zeit einfach. Immer wieder kam das mit Arbeitskollegen zur Sprache. Ich denke, das ist auch ein Aspekt über den man beim Thema Homeoffice nachdenken muss. Wie wichtig ist einem der persönliche Umgang mit Arbeitskollegen.
Was denkst Du wie wird es mit Homeoffice weitergehen?
Durch Corona hat man ja gelernt, dass der Laden läuft, auch wenn die Mitarbeiter nicht im Geschäft sind. Ich denke, damit hat das Homeoffice den Touch des „Urlaubs“ verloren. Wie vorher geschrieben, bin auch ich diesem Gedanken aufgesessen. Ich denke, Homeoffice wird jetzt verstärkt Einzug halten in unsere Berufswelt. Die Bandbreite wird sich erstrecken von „ganz wenig Homeoffice“ bis „ganz viel Homeoffice“. Hier wird individuelle Bedarf seitens Arbeitgeber, aber auch seitens Arbeitnehmer, sicherlich eine Rolle spielen.